[Teil 3] Ein Leben für den Fußball


Dass es im Fußball und vor allem in der Schiedsrichterei nicht immer nur bergauf geht, war eine der Erkenntnisse, die ich mitnehmen konnte und gleichzeitig auf das Leben generell übertragen konnte. Denn obwohl ich stets alle Spiele übernahm, zu denen man mich ansetzte, alle Regeltests pünktlich abgab und bei allen Lehrabenden dabei war, blieb ich faktisch auf meiner Entwicklungsstufe stehen. 

Während ich die coolen Spiele alle vom Seitenrand, also als Assistent erlebte, pfiff ich selbst nur Juniorenspiele. Das mag für den Anfang ganz nett sein, aber nach zwei Jahren erhoffte ich mir mehr. Eine C-Jugend auf Großfeld konnte nicht der Maßstab sein, wenn ich irgendwann die Spiele selber leiten wollte, bei denen ich bislang nur an der Linie stand. Vor allem hatte ich das Gefühl, dass es für meine Weiterentwicklung nicht dienlich war, wenn ich Kleinfeldspiele leitete. Folglich meldete ich einmal, als ich von einem Beobachter gefragt wurde, ob ich denn gerne selbst Spiele leiten wolle, an, dass ich im Förderkader für Nachwuchsschiedsrichter wohl gut aufgehoben wäre. Im Nachhinein erschien mir das sehr vermessen. Sich faktisch selbst aufzustellen.

Aber noch am selben Abend erhielt ich vom Förderkaderleiter einen Anruf, dass er es sich gut vorstellen könne, mich in seinen Kader aufzunehmen. Ein irres Glücksgefühl überfiel mich. Endlich sollte es vorwärts gehen. Doch obgleich ich wenige Wochen später bei einem Treffen des Nachwuchskaders dabei war, ließ mein erstes Herrenspiel weiter auf sich warten. 
Eine Erkenntnis, die jeder Jungschiedsrichter eines Tages haben wird:

Fortschritt und "Progress" können ewig dauern und Geduld wird zu einer sehr schmerzvollen Tugend.

Um die Ausschussmitglieder, die über Aufstieg und Förderung bestimmten, nicht weiter mit meiner Personalie zu behelligen, sprach ich mein erstes Herrenspiel nicht weiter an. Jetzt könnte ich erklären, wie sicher ich mir war, eines Tages endlich zu den Spielen fahren zu dürfen, die mir erstrebenswert erschienen, weswegen ich nicht weiter nachfragen musste. Doch das wäre mehr als gelogen.
Ich war wütend. Überall jammern die Verantwortlichen darüber, dass ihnen die Jungschiedsrichter fehlen, aber wenn einer da ist, wird er gekonnt ignoriert und mit - Entschuldigung - Drecksspielen abgespeist. Dass mir dieses ewige Warten und "Füße-stillhalten" eines Tages helfen würde, die dämlichsten Entscheidungen zu akzeptieren, weil sie von Positionen über mir getroffen wurden, war mir 2011 noch nicht bewusst.

In diesem Sinne,
viel Spaß und liebe Grüße
amaXing

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