Ein Buch, das die Gesellschaft braucht, oder: Warum Toleranz das schwierigste der Welt ist.

Volker Kitz neues Buch „Meinungsfreiheit“ fiel mir in einem Artikel der ZEIT ins Auge, als er in einem lesenswerten Essay auf die definitorischen Probleme des Wortes Toleranz hinwies, die darin resultieren, dass die gängige Annahme zur Bedeutung des Wortes („Ich habe mit Homosexuellen kein Problem, also bin ich tolerant“) falsch ist.

Nun las ich das neue Buch des Autors mit den fragwürdigen Buchtiteln und –covern in einem Rutsch durch und muss sagen, das Buch steht dem Essay in nichts nach. Ob er die Unterscheidung zwischen Fakten und Meinung thematisiert, die Strafbarkeit bestimmter Äußerungen problematisiert oder eben die falsche Benutzung der Toleranz erklärt, stets bewegt er sich mit einer fachkundig nüchternen Sprache im demokratischen Rahmen unseres Grundgesetzes und berichtet über dessen Grenzen und Möglichkeiten.

Es ist sehr schade, dass sich ein so bewanderter Autor auf dieses Layout, den Titel und das Cover eingelassen hat. Jeder Leser, der seinen eigenen Namen schreiben und mehr als zehn Worte kohärent lesen kann, benötigt am Ende eines Kapitels keine Zusammenfassungen, die eben keine lustigen Bonmots sind, sondern eher an den Überschriftenstil einer fragwürdigen deutschen Tageszeitung erinnern. Hinzu kommt der Titel: Warum in aller Herrgotts Namen musste auf den angenehm schlichten Titel diese Subheadline folgen? Gibt es eine Demokratie light für Anfänger oder was soll das suggerieren? Selten hat mich das Anbiedernde, neuzeitlich Moderne dieser Überschriften so gestört. Viel schlimmer hätte es wohl nur noch eine klassische YouTuber-Überschrift machen können:
„Antidemokraten wollen nicht, dass Sie das wissen.“

Nichtsdestotrotz sind die inhaltliche Relevanz, die Schärfe der Gedanken und die sprachliche Klasse des Autors in diesem Büchlein von nur gut 100 Seiten die deutlich wichtigeren Aspekte, die in der Bewertung eine Rolle spielen. Grundsätzlich würde ich allen Schulen empfehlen, Auszüge – wenn nicht gar das ganze Buch – im Politikunterricht zu behandeln und zu diskutieren. Es würde die Demokratisierung des Landes vorantreiben und den Menschen, die es bevölkern, einen einfach lesbaren, inhaltlich sehr klar strukturierten Essay an die Hand geben, der sowohl Freude bereitet, als auch Wissen vermittelt.

Rezension erschienen auf Amazon am 5. April 2018.

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