Eine Liebeserklärung auf das Laufen, oder „Ich laufe dann los“

Ronald Rengs „Warum wir laufen“ ist nach der großartigen Bundesliga-Geschichte „Spieltage. Eine andere Geschichte der Bundesliga“ und meinem bis heute schon dutzendfach gelesenen Lieblingsbuch „Robert Enke. Ein allzu kurzes Leben“ das dritte Werk, das ich von ihm lese. 

Gekauft habe ich das Buch weniger aufgrund meiner eigenen Laufbegeisterung. Die existiert zwar, da ich als Fußballschiedsrichter nicht um das ein oder andere Lauftraining umhin komme, aber als enthusiastisch würde ich mich nicht beschreiben. Vielmehr erwartete ich eine Liebeserklärung an das Laufen. Und ich wurde nicht enttäuscht. 

Auf knapp 300 Seiten widmet sich Reng seiner Leidenschaft aus vielfältigen Perspektiven. Sei es sein eigenes Leben, das seit seiner Jugendzeit durch das Laufen geprägt war, seien es unzählige Interviewpartner, die ihm, jede/r auf seine eigene Art und Weise, ihre Laufgeschichte erzählten oder seien es die wissenschaftlichen Beiträge, die einem jeden Sportler wahrhaft aufschlussreiche Einblicke und Offenbarungen liefern und dabei gleichzeitig nie trocken oder prätentiös wirken. Als Kerngeschichte, um die sich die zahlreichen Begegnungen schließen, dient sein eigener Wiedereinstieg ins Lauftraining, eine Wiederentdeckung seiner einstigen Passion - gipfelnd in einem Wettkampf, über dessen Ergebnis ich schweige. 

Etwas, das mich bisher in allen Büchern, die ich bislang von Ronald Reng las, wirklich begeisterte, findet sich hier erneut. Eine schwer in Worte zu fassende Liebe zu dem, was er niederschreibt. Authentisch, liebevoll und wunderbar selbstironisch, aber stets mit dem gebührenden Respekt behandelt Reng sowohl Laufanfänger als auch die (ehemaligen) Profis, mit denen er sprach. Eine Geschichte trieb mir die Tränen in die Augen und andere brachten mich zum Schmunzeln. 

Zu guter Letzt sei noch ein unfassbar angenehmer Nebeneffekt des Buches angemerkt. Es ist wahnsinnig motivierend, zu lesen oder zu hören (das Hörbuch gefiel mir wirklich gut, gleichwohl habe ich bei dieser nur von Kapitel 15 bis 53 gehört und den Rest im Buch gelesen), mit welcher Passion man laufen kann, egal ob jung oder alt. Und so lief ich im Training doppelt so engagiert wie üblich. Was das über mich aussagt, möchte ich nicht vertiefen. Aber viel wichtiger ist der gesellschaftliche Nutzen, den das Lesen verursacht. Man will einfach laufen. Oder anders ausgedrückt: „Ich laufe dann los.“ 

Rezension erscheint auch bei Amazon.

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