[Teil 2] Ein Leben für den Fußball

Nachdem ich meine ersten Juniorenspiele absolviert hatte, die ich, anders als das heute der Fall ist, noch in einem monatlich erscheinenden Ansetzungsheft zugestellt bekam, bekam ich an einem Freitagabend einen Anruf. "Hey Max, hier ist Niko, ich bin auch Schiedsrichter bei deinem Verein. Bei mir hat morgen ein Assistent abgesagt, würdest du mitkommen?" - Stille. Schlucken. "Na klar, ich freue mich." Und ich freute mich wirklich sehr, aber die Aufregung verschlug mir kurz die Sprache. Ein A-Jugend Bezirksligaspiel. Um Gottes Willen, in der Liga spielte ich selbst noch nicht. Und, es war kein Kreisspiel, das niemanden interessierte. Aber stolz war ich auch. Dass man an mich als erstes dachte. (Was, wie ich im Nachhinein erfuhr, daran lag, dass keiner sonst Zeit hatte)

So packte ich meine Sachen, die Trikots, die ich geschenkt bekommen hatte, und wartete am nächsten Morgen am Abfahrtsort. Zum ersten Mal war ich in einem echten Kollektiv unterwegs. Zum ersten Mal stand ich an der Linie. Zum Glück erklärten mir die Jungs vor dem Spiel, wie das mit den Fahnenzeichen auszusehen hatte. Und im Spiel lief alles gut. Vor allem eine Szene kurz vor Schluss, als ein Ball vor dem Strafraum in Richtung des Tores geschossen wurde, der Torwart hielt und der Ball zu einem sich im Abseits befindenden Spieler flog. Mein Fahnenzeichen kam, Abseits, alles richtig. Und ich war stolz wie Bolle. Das Lob meines SR hatte ich mir verdient, zumindest war ich davon überzeugt. 

Dass sich dieser Tag zu einem wegweisenden in meiner SR-Karriere entwickeln würde, war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst. Aber kurz nach dem Spiel rief der SR die Ansetzer an, meinte, dass ich meine Sache als Assistent echt super gemacht hätte und ich doch häufiger bei ihm mitfahren könne. Diesen Vorschlag nahmen die beiden sich zu Herzen und plötzlich stand ich fast jede Woche bei ihm an der Linie. Was ich in der Zeit, also in den nächsten anderthalb Jahren lernen durfte, war unglaublich. Meine gesamte Spielkonzeption, meine ersten Schritte, wie man als SR ein Spiel leitet, das alles habe ich mir abgeschaut. Aber nicht nur von Niko. Auch von den ganzen anderen Schiedsrichtern, mit denen ich in den folgenden Jahren mitfahren durfte. Und das führt zu der zweiten Erkenntnis, die ich an diesem Morgen gewann:

In einem echten Kollektiv unterwegs zu sein, ist einfach großartig. Allein bei den Jugendspielen stand das Spiel im Vordergrund und der Wunsch nicht allzu viel falsch zu machen. Aber bei den Spielen, denen ich als Assistent beiwohnen durfte, waren die 90 Minuten der kleinste Teil. Vor dem Spiel, als ich abgeholt wurde, ging es um Persönliches, wie es so läuft, was man so macht, etc. Ich hielt mich in meinen Anfangsjahren vollkommen zurück und ließ die anderen reden, hörte aber immer zu und sog die erzählten Anekdoten vom Fußball nur so auf. Am Spielort angekommen, begann die richtige Spielvorbereitung. Der Puls steigt, die Anspannung auch, nur nichts falsch machen.
Nach dem Spiel fiel alles ab. Und nachdem die anderen ihr obligatorisches Fußballbier getrunken hatten (ich trank damals, wenn überhaupt, nur Mixery; heute generell kein Bier), begannen die lustigeren Gespräche über alles, was man sich vorstellen kann; vor allem aber über geisteskranken Bullshit. Und ich habe jedes einzelne Gespräch geliebt. 


In diesem Sinne,
viel Spaß und liebe Grüße
amaXing


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